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3. Technisches Zeitalter auf dem Land und Veränderungen
Die Industrialisierung machte sich im 19. Jahrhundert auch auf dem Land bemerkbar. Der Bevölkerungsanstieg, der gesteigerte Produktionsbedarf und die schnelle Urbanisierung waren ebenso Folgen der Industriellen Revolution wie auch der Rückgang der Massenarmut. Die landwirtschaftliche wie auch die gesellschaftliche Struktur änderte sich durch die zunehmende Landflucht und die veränderten Produktionsbedingungen. Die Erwerbstätigkeit ging im landwirtschaftlichen Gewerbe bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stetig zurück. Gleichzeitig konnten die Arbeitsbedingungen und auch der Ertrag der landwirtschaftlichen Produktion durch den einhergehenden technischen Fortschritt erheblich verbessert werden.
Durch die Einführung neuer und produktiverer Maschinen und anderer Hilfsmittel wie eine neue Art der Düngung auf chemischer Basis konnte der Anbau und Ertrag für den gesteigerten Bedarf an Nahrungsmitteln gesichert werden, „Das Verstreuen dieses neuen pulverförmigen Kunstoffdüngers und der darauf folgende sehr viel dichtere Getreidewuchs wurden gleichsam zur Herausforderung, weitgehende Veränderungen in der landwirtschaftlichen Technik des Düngens, Pflügens, Säens und Erntens vorzunehmen ...“ (Weber-Kellermann 1987:361). Aus England kamen einige maschinelle Neuerungen wie die Drillmaschine zum Düngerstreuen oder der Dampfpflug. Ebenso war die Einführung der Dreschmaschine eine große Veränderung für die Landwirtschaft.
Eine weitere Veränderungen war die Wanderbewegung auf dem Land, d. h. die zunehmende Mobilität von Arbeitskräften im ländlichen Arbeitsbereich, wie z. B. die Sachsengänger in der Zuckerrübenindustrie Sachsens. Für die Frau vollzog sich außerdem eine einschneidende Veränderung durch die Industrialisierung und Technisierung der Landwirtschaft. Zum einen gab es eine Annäherung der Arbeitsbereiche von Männern und Frauen, da die Technisierung der Landwirtschaft eher Geschicklichkeit als körperliche Kraft erforderte und es Frauen somit möglich war Tätigkeiten zu übernehmen, die vorher nur von Männern übernommen wurden. Auf der anderen Seite war die Wanderarbeit, wie die der Sachsengänger, eine Mehrbelastung für die Frauen. Für Frauen deren Männer in die Städte gingen, um dort einer Lohnarbeit nachzugehen bedeutete das „nun nicht nur (...) Haus- und Stallarbeit (...); ihr gesamter Arbeitseinsatz war dadurch noch erschwert, dass sie nicht stark genug waren, um auf den abschüssigen Äckern die Sensen wie die Männer zu handhaben“ (Weber-Kellermann 384).
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